In den beiden oben stehenden Aufnahmen hören Sie ein Klavier von Schimmel, das 1974 in Braunschweig gebaut worden ist. Wie Sie sicher bereits wissen, bezeichnet man ein Klavier mit einer Höhe von knapp einem Meter als ein Kleinklavier.
Wie wirkt die musikalische #Stimmung auf unsere #Befindlichkeit? Hören Sie selbst! https://t.co/0qz6iKSm1E pic.twitter.com/5g8Rx9Sqw4
— Matthias Meiners (@Praeludio) 29. November 2015
Unser Piano ist schon länger nicht mehr gestimmt worden. Dadurch ist die Tonhöhe auf 431 Hertz gesunken. In Rücksprache mit dem Kunden wurde das Instrument auf 438 Hertz gestimmt. Warum nicht auf 440 Hertz? Da es eben ein Kleinklavier ist. Leider zeigt die Erfahrung, dass die Saitenstärken für die angebliche Normtonhöhe von 440 Hertz bei der selbst ernannten Premiummarke Schimmel knapp bemessen sind, und daher gelegentlich reißen können. Um das zu vermeiden, stimme ich sicherheitshalber nur auf 438 Hertz.
Interessant ist der direkte Vergleich der beiden Stimmungen. Das Klavier war nämlich vorher nicht etwas tiefer sowie in sich verstimmt. Es war darüber hinaus auch ohne die so genannte Spreizung gestimmt. Das heißt, die Stimmung hat auf den Klavierspieler und Zuhörer eine traurige Wirkung. Im Gegensatz wirkt die gespreizte Klavierstimmung erhebend und somit stimmungserhellend. Vergleichen Sie die beiden Hörbeispiele, lassen Sie immer nur eine bestimmt Sequenz spielen, um diese dann direkt mit der gleichen Sequenz der anderen Aufnahme zu vergleichen, und beobachten Sie die Wirkung auf sich selbst. Das zeigt, welchen Nebeneffekt die musikalische Stimmung auf unsere Befindlichkeit hat. Und es beweist die folgende Behauptung:
Gute Stimmung steckt an. Schlechte Stimmung auch!
Das Kleinklavier von Schimmel aus unserem Hörbeispiel ist mit einer Klaviermechanik von Renner ausgestattet. Dieses Spielwerk zeichnet sich durch einen geringen Verschleiß aus. Doch leider wurden Hammerfilze ohne Unterfilz verwendet. Das ist letztlich eine Einsparung der Qualität. Unter dem Aspekt des Marketings einer unter massiven Umsatzrückgängen leidenden Industrie ist das genau genommen ein Irrsinn, wenn man nämlich bedenkt, dass es gerade die Klangqualität war, die Anfang 1800 aufgrund der Verwendung von Filzplatten über den Klavierhämmern dem ursprünglichen Hammerklavier die Mehrwert-Bezeichnung des Pianofortes und danach folgend eine rasante weltweite Verbreitung beschert hat. Für Schimmel-Klaviere ist häufig eine schwere Spielart bezeichnend. Diese lässt sich meist durch Einstellungen der Mechanik sowie der Klaviatur verbessern. Grundsätzlich bleibt jedoch das so genannte Dynamikspektrum des Spielwerks in seinen Möglichkeiten begrenzt, da bei einem Kleinklavier die Hebel der Mechanik ebenso wie die Tastenlängen auf ein Minimum reduziert sind.
Renner-#Klaviermechanik mit #Klavierhämmern ohne Unterfilz. Darf man beim Klang sparen? https://t.co/0qz6iKSm1E pic.twitter.com/1xI6EmdcU2
— Matthias Meiners (@Praeludio) 29. November 2015