Gestatten, meine Name ist May. So stellt sich das Klavier aus unserem Hörbeispiel vor. Es setzt fort: Ich komme aus Berlin.
Das müsste eigentlich heißen, ich kam aus Berlin. Denn May ist schon lange eine Zweitmarke von Schimmel (Braunschweig). Daher steht auf dem Klavier selected by Schimmel.
Werfen wir einen ersten Blick auf das Piano als Ganzes. Es fällt nichts außergewöhnliches auf. Die Verarbeitung ist sehr gut. Ein Hochglanzinstrument.
Erst auf den zweiten Blick entdecken wir einen Hinweis, der im allgemeinen bei allen Exportklavieren aus China vermieden wird: Made in China! Es steht nicht allzu groß direkt unter der Seriennummer im Inneren des Klaviers.
Insidern ist das natürlich bekannt, dass die Klaviere der Zweitmarke May mittlerweile aus China kommen. Doch offensichtlich schon vor einigen Jahren hat Schimmel einen Strategiewechsel eingeleitet: Die Anerkennung des Herkunftslandes China. Das war ein großer Schritt, denn dieses Etikett trauen sich die chinesischen Klavierbauer bislang nicht auf den Instrumenten der eigenen Marken anzubringen!
Dieser äußere Anerkennungsprozess leitete eine scheinbar geheime Verhandlung ein, die Anfang 2016 öffentlich bekannt wurde: Schimmel verkaufte sich selbst an den größten chinesischen Klavierbauer, die Pearl River Piano Group aus Guangzhou.
Die Besitzerin des Klaviers hatte wohl erst nach dem Kauf den Hinweis innen im Klavier entdeckt. Sie war entsetzt, denn für sie haben chinesische Erzeugnisse den Ruf von Billigprodukten. Daher war sie vor dem Stimmen stark verunsichert: Ob man das Klavier denn überhaupt richtig stimmen könne?
Das Klavier war nicht sehr stark verstimmt. Das heißt, es war auf der Tonhöhe von 440 Hertz und wies in sich keine starken Abweichungen auf. Also konnte ich es gleich richtig stimmen. Eine Vorstimmung war nicht notwendig.
Vom Ergebnis war die Kundin dann überrascht und begeistert zugleich. Denn die Stimmung übertraf ihre Erwartungen. Wie ist das zu erklären? Nun, die chinesischen Klaviere sind aufgrund vielfältiger Hilfe von außen, anfangs noch von Yamaha (Japan) und inzwischen eben von deutschen Firmen wie
schon viel besser geworden, als sie es zum Beispiel noch Ende 1900 waren. Außerdem kennt sich die Klavierstimmerei Praeludio® auch mit chinesischen Klavieren recht gut aus. Aufgrund meiner umfassenden Erfahrungen aus den 10 Jahren als Freier Mitarbeiter im Klavierservice des größten europäischen Klavierlagers überrasche ich die Besitzer von Chinapianos immer wieder mit der Aussage, dass ich schon weit über 1000 Klaviere aus China gestimmt habe. Dieser Erfahrungsschatz verbunden mit der einmaligen Hybridstimmtechnik primaTEK©, die eine zeitgemäße Kombination aus dem herkömmlichen Gehörstimmen sowie der Verwendung moderner Hilfsmittel ist, wirkt sich am Ende natürlich in der Qualität der zu erreichenden Stimmung aus.
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