Sie kennen ein Klavier und natürlich auch ein Piano. Vermutlich haben Sie auch schon vom historischen Pianoforte gehört. Aber wie steht es mit dem Begriff Pianino? Und nun hören, lesen und sehen Sie ein Klavier aus der Kategorie Konzert-Pianino. Was wird hier gespielt?
Natürlich geht es um Marketing! Die Klavierbauer glauben fest daran, dass nur der Flügel den echten Mehrwert besitzt, nämlich die Besonderheit der so genannten Repetitionsmechanik - sowie aufgrund seiner Größe die Möglichkeit, große Hallen zu beschallen und somit aus der Sicht des Marketings mit einem viel zahlreicheren Publikum mehr Umsatz generieren zu können. Das Klavier hatte es diesbezüglich von Anfang an schwer. Die Verhältnisse der Mechanik in Bezug auf die Schwerkraft hatten sich ja immerhin um 90 Grad verändert. Aus der Sicht des Marketings war die aufrecht stehende Variante zwar genau genommen das bessere Geschäft, da sich nur dem Klavier der Massenmarkt der bürgerlichen Wohnungen öffnete. Doch spätestens an der Stelle greift die Erkenntnis, dass sich Klavierbauer traditionell mit Marketing schwer tun. Denn sie bevorzugen bis heute den Flügel als die bessere Variante. Und somit lässt sich der aktuell stattfindende Niedergang der Klavierbauer erklären, da auch diese Branche den eigenen Untergang besiegelt hat, indem sie weiterhin an einem alten Geschäftsmodell festhält, anstatt sich mit aller Konsequenz um die Optimierung der neuen Geschäftsidee zu bemühen. Im Vergleich zu anderen Branchen, ist die Rückläufigkeit des Klaviergeschäfts zwar sehr langsam, aber kontinuierlich und somit absehbar. Kodak als Erfinder der Digitalen Fotografie hat es aufgrund des Festhaltens am analogen Fotografieren nicht geschafft, die eigene Ernte einzufahren. Ähnlich könnte es aktuell der deutschen Autoindustrie widerfahren, die mit der Konzentration auf die Dieseltechnologie die zeitlich komplett falschen Managemententscheidungen getroffen hat. Nach dem Fiasko der Enttarnung der Schummelsoftware hat man zwar mittlerweile kapiert, in welche Richtung das Geschäft geht. Doch man verfolgt die neue Ausrichtung nur halbherzig. Nun gerät man (Ende 2016) durch die Entscheidung der Chinesen unter Druck, die zum Entsetzen der deutschen Autoherststeller schon 2018 eine E-Auto-Quote einführen wollen.
Im Bemühen, für das aufrecht stehende Klavier einen Mehrwert zu kreieren, versuchten mehrere Klavierhersteller, für das Klavier eine dem Flügel vergleichbare Repetitionsmechanik zu entwickeln. Doch dieser Weg wurde erst vor wenigen Jahren erfolgreich beschritten. Technische Neuigkeiten zu erfinden, ist ein aufwendiger Prozess, eine intellektuelle Herausforderung. Viel einfacher ist es dagegen, sich mal der Trickkiste des Marketings zu bedienen, und das bereits bekannte Modell durch eine neu geschaffene Kategorie aufzuwerten. Das ist eine mögliche Geschichte, die hinter dem Begriff des Konzert-Pianinos steht.
Das Klavier aus unserem Hörbeispiel wurde über längere Zeit nicht mehr gespielt und daher natürlich auch nicht gestimmt. Nun beginnt die Enkelin mit dem Klavier spielen. Also geht es auch für unser Konzertpianino in eine neue Runde des musikalischen Lebens. Ein längere Zeit nicht gestimmtes Klavier verstimmt sich in der Regel stärker. Das war auch bei diesem Instrument hörbar der Fall. Zahlreiche Einzeltöne waren in sich stärker verstimmt. Diese so genannten kritischen Töne können ein hörbarer Hinweis auf mögliche Schäden im Stimmstock sein. Der Stimmstock ist aus Holz. In ihm stecken die so genannten Stimmnägel, die die im Fall des Klaviers hohe Saitenspannung (70-100 Newton pro Saite) halten müssen. Wird Holz zu trocken gelagert (unter 30 Prozent Luftfeuchtigkeit), so kann es sich so stark zusammenziehen, dass Risse entstehen. Die Risse führen zu unterschiedlich festem Halt der Stimmnägel. Das wirkt sich auf die Verstimmung derart aus, dass Töne, die aus mehreren Saiten bestehen, in sich stärker verstimmt sein können. Sind einzelne Töne in sich stärker verstimmt, wirkt sich das natürlich auch auf die Verstimmung der Intervalle aus. Die musikalische Stimmung beginnt zuerst zu verschwimmen, bevor sie sich anschließend auflöst.
Im Vergleich dazu ist die Endstimmung geprägt von Präzision sowohl beim Einzelton als auch beim Intervall. Die Musik führt im Stirnhirn beim Hören nicht mehr zu einer erhöhten Erregung sondern zur Beruhigung. Ohne Ablenkung durch die Störungen der Verstimmung kann man sich nun ganz auf die Melodie einlassen. Musik kann ihre wunderbare Wirkung entfalten!
Vergleichen ist das Stichwort. Will man die Verstimmung mit der Endstimmung vergleichen, so gelingt das, in dem man die beiden Dateien in jeweils einem eigenen Browser-Tab oder -Fenster öffnet. Dann klickt man sich Sequenz für Sequenz im Wechsel der Tabs/Fenster durch die beiden Audiodateien. Einfacher geht es, wenn man sich nachfolgend den Zusammenschnitt der beiden Hörbeispiele anhört. Damit habe ich Ihnen die Arbeit des Hin-und-Her-Schaltens abgenommen. Sie können sich ganz auf das vergleichende Hören konzentrieren:
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