Wurlitzer-Piano mit Untermechanik

Wurlitzer-Kleinklavier verstimmt Wurlitzer-Kleinklavier gestimmt

Es gibt große, kleinere und kleine Klaviere. Die hohen Klaviere bekommen oftmals den Mehrwert-Zusatz des Konzertklaviers. Die niedrigen Klaviere nennt man hingegen Kleinklavier. Um diesen zeitweise favorisierten Modellen einen Mehrwert zu verleihen, bekamen sie den Zusatz des modernen Kleinklaviers, da ja modern angeblich immer besser ist als alt. Wenn Sie dieses Klavier der Marke Wurlitzer sehen, werden Sie es vermutlich sofort in die Kategorie der Kleinklaviere einordnen.

Um das Klavier stimmen zu können, muss man an das Innenleben heran. Beim schrittweisen Zerlegen fragen Sie sich anfangs bestimmt ganz erstaunt, wo denn bitte die Mechanik bei diesem Klavier ist? Die Lösung besteht darin, dass dieses Modell über eine so genannte Untermechanik verfügt. Der Klavierhammer schlägt somit ungefähr auf der Ebene der Tasten die Saiten an.

Diese Form der Mechanik war das Ergebnis der Bemühungen der Klavierhersteller, möglichst viel Material einsparen zu können, um so den Gewinn zu optimieren. Die Untermechanik wird zum Problem, wenn man die Mechanik regulieren oder neue Saiten aufziehen muss. Auch die Spielart ist in der Regel nicht sehr gut. Daher war es äußerst verwunderlich, als 2012 der letzte französische und gleichzeitig älteste Klavierhersteller der Welt, die Firma Pleyel, gemeinsam mit dem fransösischen Autobauer Peugeot ein Design-Piano auf den Markt brachten, das nicht nur mit seinem futuristischen Design aus Carbon sondern aufgrund der Verwendung einer Untermechanik Aufsehen erregte. Die Untermechanik bewirkte, dass man nun dem Pianisten beim Konzert auf die Finger schauen konnte, da sich nämlich die Hände des Pianisten auf der Ebene der Saiten bzw. in diesem Fall sogar über der Saitenebene bewegen. In meinem Blog Design-Piano aus französischer Kooperation finden Sie weitere Informationen zu dem letzten Instrument von Pleyel, da sich dieser Klavierbauer kurz darauf endgültig vom Markt verabschiedete. Der Mehrwert der Idee des Einblicks auf die Klavier spielenden Hände des Pianisten war möglicherweise zu gering. Die technische Lösung mittels dieser Form einer Mechanik war insofern überraschend, da die Klavierbauer längst davon wieder abgekommen waren. Das werden Sie bestätigt bekommen, wenn Sie mal im Internet nach den Begriffen Untermechanik und Klavier suchen. Noch deutlicher wird das Ergebnis, wenn Sie bei der Eingabe in das Suchfeld auf den zweiten Begriff Klavier verzichten. Bei unserem Kleinklavier des amerikanischen Klavierbauers Wurlitzer erlebte ich nun zum ersten Mal eine Untermechanik mit angenehmer Spielart.

Jede Taste ist über eine feste Verbindung mit der tiefer liegenden Mechanik fest verbunden. Daraus ist schon ersichtlich, dass der Aufwand erheblich wird, wenn man bei einem solchen Klavier die Mechanik herausnehmen müsste. Die feste Verbindung zwischen Taste und Mechanik bewirkt, dass die Mechanik nicht wie üblich nach oben gedrückt, sondern nach oben gezogen wird.

In Rücksprache mit dem Klavierbesitzer wurde das Klavier auf die vorhandene Tonhöhe von 430 Hertz gestimmt. Wegen der soeben geschilderten Problematik mit der Mechanik ist es empfehlenswert, die mögliche Höhe des Kammertons nicht auszureizen.

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